Herbert Hoffmann


• geboren 1919 in Freienwalde (Pommern)

• aufstrebende, begüterte, protestantische Fleischerfamilie; puritanisch strenge Erziehung nach preußischen Tugenden

• Volksschulbesuch, Kaufmannslehre, Arbeit als Kaufmannsgehilfe Ringsum lebten einfache Menschen, arme Tagelöhner, harte Arbeiter, muskulöse Gesellen. Die Leute waren derb, hatten Schwielen an den Händen, ihre Lederstiefel waren vom Ackerboden schmutzig oder vom Stallmist, ... Ich empfand eine Hochachtung vor diesen anspruchslosen, arbeitsamen und zufriedenen Menschen. Viele, sehr viele von ihnen, waren tätowiert. ... Sie wurden meine Vorbilder.

• 1939 Reichsarbeitsdienst in Pölitz bei Stettin

• 1941-1945 Wehrmachtsoldat im Russlandfeldzug bei der Nachrichtenabteilung Als ich 1943 einen stark tätowierten Hafenarbeiter arglos fragte, ob er mir sagen könne, wo ich mich tätowieren lassen kann, antwortete er mir: "Ich bin gerade erst aus dem KZ gekommen, ich will nicht wieder dahin zurück!“

• bis 1949 Kriegsgefangenschaft in Lettland

• Arbeit als Anzeigen-Akquisiteur und Vertreter in Bad Kissingen, später in Düsseldorf

• erstes Tattoo, das Seefahrermotiv Glaube, Liebe, Hoffnung (Anker, Kreuz und Herz) Von nun an fragte ich alle Tätowierten, die ich auf den Reisenden als Handelsvertreter sah, ob ich sie gratis tätowieren dürfe. Zehn Jahre lang habe ich Hunderte gratis tätowiert. Ich machte ihnen damit eine Freude und bildete mich selbst im Tätowieren fort.

• Bekanntschaft mit dem stark tätowierten, bayerischen Schmied Valentin Huthöfer und dessen Freund, dem Krankenpfleger Jack Acker ... später starb Valentin und ich hatte einen Menschen geerbt. Das ist ein seltenes und sehr kostbares Geschenk, welches mich sehr glücklich gemacht hat. 35 Jahre blieben wir unzertrennliche Gefährten.

• Ablehnung einer Gewerbeerlaubnis mit der Begründung, Tätowieren sei kein Beruf

• 1961 Übersiedlung nach Hamburg, Übernahme des Tätowiergeschäfts von Paul Holzhaus am Hamburger Berg in St. Pauli

• Christian Warlich, der „König der Tätowierer“, weiht ihn zum „Kronprinzen“, nach dessen Tod 1965 führt Herbert die „Älteste Tätowierstube in Deutschland“ - durch Fleiß und ehrbares Geschäftsgebaren - zu Ansehen und Erfolg; lange Zeit bleibt er der einzige Tätowierer in Deutschland

• von 1950 bis 1990 tätowiert Herbert schätzungsweise 40.000 bis 50.000 Menschen, etwa 400 tätowierte Menschen porträtiert er, wobei seine Sammlung von fast 3.000 Schwarzweiß- und Farbfotos entsteht Meinen tätowierten Vorbildern habe ich alles zu verdanken, was ich geworden bin. Zum einen selbst Tätowierter, wie ich es mir immer gewünscht hatte, und dann noch ein guter, erfolgreicher Tätowierer. Für mich gibt es keine Arbeit und keinen Beruf, in dem ich hätte glücklicher sein können.

• seit 1981 im Ruhestand in der Schweiz, Übergabe des Geschäfts an seinen Neffen, darüber Zerwürfnis, auch mit seinen Freunden Karlmann und Albert Nach und nach wurde mein Körper zu einem richtigen Bilderbuch. Zu meinem siebzigsten Geburtstag ließ ich mir beide Hände bis zu den Fingerspitzen ganz voll tätowieren. Damit war endlich mein Jugendwunsch erfüllt.

• Zusammenarbeit mit Andrea Schuler und Oliver Ruts, Publikation der Kunstbände MOTIVTAFELN (2000) und BILDERBUCHMENSCHEN (2002), Ausstellungen in Hamburg und Dresden, weltweit in den Katalogen von Kunst- und Fotoauktionen vertreten

• lebt heute in Heiden (Schweiz), besucht Tattoo-Messen in ganz Europa, gilt als lebende Legende, als Pionier der Tätowiergeschichte

Wenn ich auf mein Leben zurückblicke, dann komme ich zu dem eindeutigen Resultat: ich habe richtig gehandelt, dass ich mit Mutter Natur gelebt und mich nicht gegen sie gestemmt habe. Hätte ich aus angeblicher Rücksicht auf meine Umgebung oder aus ängstlichem Kleinmut meine Tätowierlust unterdrückt, so wäre ich zeitlebens unglücklich gewesen. Seit ich tätowiert bin, ist mein Leben schön und sinnvoll.

Quelle:
flammendherz-derfilm.de

• Am 30.6.2010 verstarb Herbert Hoffmann , infolge eines Schlaganfalles  ,
von dem er sich nicht mehr erholen konnte

Ruhe in Frieden, Herbert

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